Technik: Die Bleiente

Hintergrund

Etwa 1995 geschah das, worauf ich lange gewartet hatte: Ein Teleskopspiegel mit sagenhaften 20cm Spiegeldurchmesser gelangte in meine Hände. Der Spiegel war von einem ehemaligen, mittlerweile verstorbenen Arbeitskollegen meines Vaters hergestellt worden, ist also ein Eigenschliff. Der Kollege hatte seinerzeit vor, ein kompaktes Teleskop zu bauen und hatte den Spiegel daher durchbohrt. Dies datiert bereits auf die 1960er Jahre zurück!

Damals hatte mein Vater kein Interesse an Astronomie und so gab er in den 70igern den Spiegel aus den Händen. Auf dem Schrank eines Bekannten kam er dann für einige Jahre zum Liegen, bevor dieser Bekannte merkte, dass ich mich für Astronomie interessiere. Und so kam der Spiegel zurück.

Der Bau

Ich beschloss, einen "Dobson" zu bauen. Noch konkreter: einen Gitterrohrdobson. Leider verkalkulierte ich mich etwas mit dem Gewicht des Hutes und musste den Schwerpunkt künstlich tiefer legen; also packte ich Blei in die Hauptspiegelzelle.

Man spricht von einer "schwimmenden Lagerung", wenn ein Spiegel in einer Schlinge liegt und auf einer Mehrzahl von Punkten ruht. So werden nahezu alle Dobsonspiegelzellen gebaut. Ich hatte auch eine solche gebaut, merkte aber beim "First Light", dass da was nicht stimmte. Ein Foucaulttest ergab, dass um die Zentralbohrung ein "Berg" stand. Was tun?

Meine unkonventionelle Lösung: Ich legte den Spiegel auf einen Dichtring mit ca. 16 cm Durchmesser. Durch die Zentralbohrung ließ ich eine Gewindestange ragen. Auf diese wiederum steckte ich eine Holzscheibe mit einem leicht größeren Durchmesser als die Bohrung. So konnte ich durch Anziehen eine Mutter eine definierte Kraft auf den Spiegel bringen, ihn gezielt verspannen. Und das half erstaunlich gut! Aber so bekam die Bleiente gleich noch einen zweiten Spitznamen von Stefan Schuchhardt: "Der Newton-Newton".

Man achte übrigens bei obigem Bild auf die Detaillösungen: Die Höhenräder sind nichts anderes als Frühstücksbrettchen aus dem Supermarkt! Die Verkleidung des Hutes ist der Dachhimmel eines Mercedes Benz. Der Okularauszug ist eine Aluhülse, die in einem Aluflansch verschiebbar ist. Das funktionierte, da ich Feldstecherokulare mit Dioptrienverstellung benutzte.

Technische Daten

Art:Newton
Optik:20cm f/6
Montierung:Alt-Az, Gleitlager
Sonstiges:Gitterrohrtubus

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